Mindestens ein Mal täglich Training. Spiele in ganz Nordamerika. Bei jeder Partie eine mit etwa 15.000 Hardcore-Fans vollgepackte Halle. Karten, die so rar sind, dass sie vererbt werden. Und Live-Übertragungen rund um die Uhr. Der Clou: Die Spieler sind Studenten und verdienen keinen einzigen Cent. Willkommen beim College-Basketball, wo die USHochschulen ihre Teams in das Rennen um den NCAA-Titel schicken. Die Universitäten bezahlen talentierten Teenagern das Studium, dafür vertreten die Youngster landesweit ihre Uni.
Eine Win-win-Situation.
Neben amerikanischen Highschool-Absolventen zieht das College seit jeher auch deutsche Talente (siehe Kasten) an. Elias Harris aus Speyer wechselt nächste Saison nach Gonzaga (checkt Seite 82), Ex-Nationalspieler Henrik Rödl wurde 1993 mit North Carolina sogar Champ.
Dazwischen liegen zwar viele Jahre, doch das College hat seinen Reiz nicht verloren: Professionelles Coaching. Trainingsanlagen wie bei NBA-Teams. Ein sportverrücktes Umfeld. Ein Hochschulstudium kriegt man bei entsprechendem Talent geschenkt. Und Sonderstellung auf dem Campus.
“Das Leben an einer amerikanischen Uni ist eine sehr positive Erfahrung, und zwar in allen Bereichen: Basketballerisch, akademisch und menschlich”, fasst Johannes Herber von ALBA Berlin zusammen. Der Nationalspieler war vier Jahre für West Virginia aktiv. “Ich würde die Ausbidung am College immer einer Profikarriere in Deutschland vorziehen. Das Geld, das man hier als junger Spieler verdient, wiegt die College-Erfahrung in keinem Maße auf. Es sollte eine Entscheidung sein, wo man sich am besten entwickeln kann. Und nicht wo man ein paar Tausend Euro verdient. Wenn man sich in Amerika gut entwickelt, kompensieren die späteren Verträge das locker.”
So kommt man hin
Der direkte Weg an eines der 330 Uni-Teams der höchsten Spielklasse Division I wäre theoretisch eine schriftliche Bewerbung. Man zahlt Studiengebühren, schreibt sich ein und versucht sein Glück beim Tryout für das Basketball-Team. Allerdings bekommt man durch “Walkaround”- Probetrainings nur seltenst einen Platz im Kader. Und die Studiengebühren kosten mit Zimmermiete und Verpflegung an Top-Universitäten wie Duke pro Jahr über 30.000 Euro.
Der übliche Weg für Sportler ist das Stipendium (Scholarship). Wer so gut ist, dass die Uni ihn unbedingt haben will, bekommt auch alles bezahlt.
Eigenwerbung
Um Unis auf sich selbst aufmerksam zu machen, kann man aber nicht einfach ein selbst gebasteltes Highlight-Tape in den Briefkasten einwerfen. Vielmehr nutzen Coaches, Agenten und Talentschmieden wie das Basketballinternat “Basketball Academy Urspring” ihre persönlichen Kontakte, um vielversprechende Youngster bei diversen Unis anzupreisen. So sindseit 2003 bereits zwölf Urspring-Schüler an ein College gewechselt, Lucca Staiger spielt beispielsweise für Iowa State und steht dort knapp 24 Minuten pro Partie auf dem Parkett.
Eine Alternative sind Sichtungsturniere wie das European Basketball College Exposure Camp in Bonn. Vom 12. bis 14. Juni präsentieren sich dort 60 Jungen und Mädchen. Das Gesamtpaket mit Hotel, Verpflegung, Seminaren zum Thema College und Pick-UP-Games kostet für Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren 380 Euro. Eine Anmeldung ist bis Ende März möglich, Infos bekommt ihr unter www.slammers.de. “Wer gut spielt, geht vielleicht mit einem Stipendium in der Tasche nach Hause”, sagt Slammers-Chefin Iska Waterloh. Bester Beweis ist Yassin Idbihi, der über den Event nach Buffalo in die NCAA kam und nach seiner Rückkehr zum Profi und Nationalspieler wurde.
Vorraussetzung
Um in der höchsten NCAA-Division Einsatzzeit zu bekommen, sollte man auf Pro-A-Niveau spielen. Die (Fach-) Hochschulreife ist unbedingt notwendig, da man ja studieren muss. Außerdem darf man in Deutschland noch nicht mit Profis in einem Team gespielt haben, sonst drohen Sperren (Lucca Staiger musste das erste College-Jahr aussetzen). “Nach dem Abitur können die Spieler frei und ohne Vertrag an neue Herausforderungen herangehen”, sagt Urspring-Headcoach Ralph Junge. “Vor dem letzten Schuljahr sollte sich ein Spieler spätestens mit dem Thema College auseinandersetzen.”
So einigt man sich
Jedes College verfügt nur über ein gewisses Budget, mit dem die Official Visits der Spieler bezahlt werden. Einigt man sich mit einer Hochschule, muss man nach der Zusage (”letter of intent”) das Stipendium unterschreiben und den Zugangstest namens SAT bestehen. Erst dann darf man spielen und studieren. Das Studienfach wählt man nach den Grundkursen (general courses), ein Abschluss ist kein Muss. “Das Niveau liegt unter dem deutscher Unis und ist so hoch, wie man möchte”, erklärt Herber.
Highscool Förderlich
Detlef Schrempf fiel der Sprung ans College leichter, weil er zuvor schon an einer Highschool gespielt hatte. Diese kann man am besten in Klasse elf besuchen, Plätze vermitteln Agenturen wie Stepin. Zehn Monate kosten rund 7.000 Euro, eine Basketball-Garantie gibt es aber nicht.
Grosser Schritt
Hat man es an ein College geschafft, wartet eine basketballverrückte Welt. “Die Aufmerksamkeit ist schön, so eine Popularität erreicht man wohl nie wieder”, sagt Nationalspieler Herber. Er spielte gegen spätere NBA-Stars wie Chris Paul und Carmelo Anthony. “Ich rate, die Entscheidung von den Leuten abhängig zu machen. Die Uni kann noch so cool sein: Wenn du nicht spielst oder der Coach unglaubwürdig ist, solltest du’s überdenken.”
Quelle 4/2009
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